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Die Scham und Du

Lesedauer 4 Minuten

Scham ist ein mächtiges Gefühl, das jeden von uns beeinflusst. Sie prägt unsere Interaktionen, unsere Entscheidungen und unsere Wahrnehmung von uns selbst. Doch was ist Scham genau? In diesem Beitrag tauchen wir tief in die Welt der Scham ein und erkunden ihre psychologischen und wirtschaftspsychologischen Dimensionen.

Scham – what a feeling! 💢

🤔 Was ist Scham?

Scham ist eine Emotion, ein tiefgreifendes Gefühl, das eng mit unserem Selbstbild und Selbstwertgefühl verbunden ist. Um Scham besser zu verstehen, müssen wir einige Begriffe klären:

  • Emotion: Kurzzeitige, intensive Reaktionen auf Ereignisse. Basisemotionen sind zum Beispiel Freude, Traurigkeit, Angst, Wut, Überraschung und Ekel. Beispiel: Das Gefühl der Freude nach dem Gewinn eines Preises.
  • Gefühl: Die bewusste Wahrnehmung einer Emotion. Beispiel: Das Empfinden von Stolz beim Anblick eines vollbrachten Werkes.
  • Affekt: Kurze, oft heftige emotionale Reaktion, die durch äußere Reize ausgelöst wird. Beispiel: Ein plötzlicher Schreck bei einem lauten Geräusch.
  • Ausdruck: Wie Emotionen nach außen hin gezeigt werden. Beispiel: Ein Lächeln als Ausdruck von Freude.
  • Stimmung: Länger anhaltende emotionale Zustände. Beispiel: Eine melancholische Stimmung an einem regnerischen Tag.

„Scham erodiert unsere Seele und lässt uns fühlen, als wären wir weniger wert als andere Menschen.“

Brené Brown, Forscherin

🌐 Der liebe Selbstwert

Selbstwertgefühl bezieht sich auf die Bewertung, die wir von uns selbst haben. Es ist das Gefühl des Selbstwerts oder des Mangels daran. Selbstwirksamkeit hingegen bezieht sich auf unser Glauben an unsere Fähigkeit, bestimmte Aufgaben erfolgreich auszuführen. Beide Konzepte sind eng mit Scham verbunden, da Scham entsteht, wenn wir glauben, dass unser Selbstbild, unser inneres Bild von uns selbst, negativ von anderen wahrgenommen wird. Dies kann unser Selbstwertgefühl und unseren Glauben an unsere Selbstwirksamkeit erheblich beeinträchtigen.

😰 Scham vs. Angst

Obwohl Scham und Angst eng miteinander verknüpft sind, unterscheiden sie sich in ihrer Natur. Angst ist eine Reaktion auf eine wahrgenommene Bedrohung, während Scham eine Reaktion auf eine wahrgenommene Abwertung des Selbst ist. Ein gängiges Beispiel ist das Vermeiden von sozialen Situationen. Viele Menschen ziehen sich zurück, weil sie Angst vor Ablehnung haben. In Wirklichkeit könnte die zugrunde liegende Emotion jedoch Scham sein, die Angst vor dem, was andere über sie denken könnten.

In der Verhaltenstherapie könnte das Erkennen der zugrunde liegenden Scham anstelle von Angst zu einer gezielteren Intervention führen. Zum Beispiel könnte das Arbeiten an der Stärkung des Selbstbildes und des Selbstwerts effektiver sein als Techniken zur Angstbewältigung.

🏢 Scham im beruflichen Kontext

Es gibt sowohl positive als auch negative Aspekte von Scham.

Positiv Sie kann uns motivieren, bessere Menschen zu werden. Zum Beispiel, wenn jemand in einer Prüfung schlecht abschneidet, kann die Scham ihn motivieren, härter zu lernen.

Negativ Sie hingegen kann lähmend wirken und das Selbstwertgefühl untergraben. Ein Beispiel hierfür ist, wenn jemand wegen seiner Herkunft oder seines Aussehens verspottet wird.

Positive als auch negative Auswirkungen gibt es auch im Arbeitsumfeld. Positiv kann Scham beispielsweise zur Qualitätssteigerung beitragen, wenn Mitarbeiter Fehler vermeiden möchten. Negativ kann übermäßige Scham jedoch zu Burnout, Stress und mangelnder Kommunikation führen. Sie kann dazu führen, dass Mitarbeiter Fehler verbergen, nicht um Hilfe bitten oder sich aus Teamdiskussionen heraushalten, was zu einer insgesamt reduzierten Produktivität und einem ungesunden Arbeitsumfeld führen kann.

🌱 Umgang mit Scham

  1. Akzeptanz: Erkennen Sie, dass Scham ein normales menschliches Gefühl ist. Akzeptiere das Gefühl, ohne es zu bewerten. Meditation und Achtsamkeitsübungen können helfen, auch diese Emotion ohne Urteil zu beobachten.
    • Meditationsübung: Setzen oder legen Sie sich an einen ruhigen Ort. Schließen Sie Ihre Augen und konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem. Wenn Sie Scham oder ein anderes Gefühl wahrnehmen, versuchen Sie, es nur zu beobachten, ohne es zu bewerten. Stellen Sie sich vor, dass dieses Gefühl wie eine Wolke am Himmel ist – es kommt und geht, aber es definiert nicht, wer Sie sind. Üben Sie dies täglich für 10-15 Minuten.
    • Achtsamkeitsübung: Während des Tages, besonders in Momenten, in denen Sie Scham empfinden, halten Sie einen Moment inne und benennen Sie das Gefühl: „Das ist Scham.“ Versuchen Sie, das Gefühl ohne Urteil wahrzunehmen, als ob Sie es von außen beobachten würden.
  2. Reflexion: Fragen Sie sich, warum Sie sich schämen und ob diese Gefühle berechtigt sind.
    • Tagebuchübung: Nehmen Sie sich jeden Abend 10-15 Minuten Zeit, um über Ihre Gefühle des Tages nachzudenken. Fragen Sie sich: „Wann habe ich mich heute geschämt? Warum? War dieses Gefühl berechtigt oder basierte es auf alten Überzeugungen?“ Das Aufschreiben Ihrer Gedanken kann helfen, Muster in Ihrem Verhalten und Ihren Reaktionen zu erkennen.
    • Die „Warum“-Übung: Wenn Sie ein Gefühl von Scham wahrnehmen, fragen Sie sich „Warum?“ und notieren Sie die Antwort. Fragen Sie dann „Warum?“ zu dieser Antwort. Wiederholen Sie dies fünf Mal. Dies kann Ihnen helfen, tiefer in die zugrunde liegenden Überzeugungen und Ursachen der Emotion einzudringen.
  3. Kommunikation: Sprechen Sie über Ihre Gefühle. Dies kann helfen, Scham zu reduzieren und ein besseres Verständnis für sich selbst zu entwickeln. Suchen Sie sich eine vertrauenswürdige Person, mit der Sie sprechen können, oder ziehen Sie einen Therapeuten in Betracht.
    • Gesprächsstarter: Wenn Sie Schwierigkeiten haben, über Ihre Gefühle zu sprechen, beginnen Sie mit Sätzen wie „Ich fühle mich gerade ein bisschen unsicher, weil…“ oder „Es fällt mir schwer, das zu sagen, aber…“. Dies kann das Eis brechen und es einfacher machen, über tieferliegende Emotionen zu sprechen.
    • Gruppenübung: Überlegen Sie, einer Selbsthilfegruppe beizutreten, in der Menschen ähnliche Gefühle oder Erfahrungen teilen. In einem solchen Umfeld können Sie lernen, über Ihre Gefühle zu sprechen und gleichzeitig Unterstützung und Verständnis von anderen zu erhalten.
    • Feedback einholen: Manchmal kann es hilfreich sein, von einer vertrauenswürdigen Person Feedback zu einer Situation zu erhalten, in der Sie sich geschämt haben. Dies kann Ihnen helfen, die Situation aus einer anderen Perspektive zu sehen und möglicherweise zu erkennen, dass Ihre Schamgefühle nicht immer auf der Realität basieren.

🌟 Fazit

Scham ist ein tief verwurzeltes menschliches Gefühl, das uns alle in unterschiedlichem Maße betrifft. Es hat die Kraft, unser Selbstbild zu formen, unsere Entscheidungen zu beeinflussen und sogar unsere beruflichen Beziehungen zu prägen. Dennoch bietet Scham auch eine Gelegenheit zur Selbstreflexion und zum persönlichen Wachstum. Indem wir sie als Emotion erkennen, akzeptieren und uns mit ihr auseinandersetzen, können wir nicht nur ein stärkeres Selbstverständnis entwickeln, sondern auch lernen, empathischer und verständnisvoller gegenüber anderen zu sein. Es ist ein Weg, nicht nur uns selbst, sondern auch die Menschen um uns herum besser zu verstehen. So kann Scham, richtig verstanden und gehandhabt, ein Sprungbrett zur Selbstverbesserung und tiefen menschlichen Verbindung werden.

Karin

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